MPS Bericht in der Frankfurter Allgemeinen

  • Hi,

    heute morgen war im Technik-Teil der FAZ folgender Bericht. Ich habe zwar selber einen "Diesel-Drehmoment Riesen", fand den Artikel aber trotzdem interessant. Viel Spaß beim Lesen.

    Gruß,

    Stefan

    Die Liebe der Enthusiasten zum Tritt ins Kreuz
    Mazda6 MPS: High-Tech und Turbo-Leistung unter der Tarnkappe/Beschrieben
    von Wolfgang Peters

    Viele Autoenthusiasten sind süchtig. Sie gieren nach dem Tritt ins Kreuz,
    nach dem sanften Heulen der Turbine, sie schreien beim ruckartigen
    Beschleunigen wie der Hahn auf der Henne, und sie hecheln damit dem Geist
    der Zeit hinterher. Dieser fordert ein bullig-maximales Drehmoment knapp
    über der Leerlaufdrehzahl und eine Darbietung der Durchzugskraft auf dem
    Plateau einer peruanischen Hochebene.
    (Embedded image moved to file: pic26500.gif)


    Der Mazda6 MPS bedient eher die Enthusiasten. Er ist mit dem für die
    Turbotechnik charakteristischen, trotz aller elektronischen Aufwendungen
    noch immer sehr mild zu spürenden Durchhänger beim niedertourigen Anfahren
    oder nach dem Hochschalten bei flottem Tempo und dem dann sich aufbauenden
    Ladedruck, der zur lawinenähnlich anschwellenden Leistung führt, ein wenig
    von gestern. Und damit wird er fast schon zum Suchtmittel.


    Mit dem MPS hat der vom amerikanischen Ford-Konzern dominierte japanische
    Autohersteller ganz bewußt eine sehr knapp dimensionierte Nische betreten:
    die unauffällige, viertürige Limousine mit High-Tech-Innenleben zum
    fetzigen Preis. Der von uns gefahrene Mazda kam auf 36200 Euro, er hatte
    eines von den zwei offerierten Extras, nämlich das Navigationssystem für
    2300 Euro an Bord, dann gibt es noch ein elektrisch betriebenes
    Glasschiebedach, das kostet 790 Euro. Man kann den MPS natürlich auch zum
    Basispreis von 33900 Euro ordern, er hat ohnehin wirklich alles
    (Sicherheitssysteme, Klimaautomatik, Leder satt) serienmäßig, was man
    mitführen möchte.


    Dazu zählt vor allem die Technik. Der 2,3-Liter-Vierzylinder mit direkter
    Benzineinspritzung gibt bei 5500 Umdrehungen in der Minute 191 kW (260 PS)
    ab und hält bei 3000/min sein maximales Drehmoment von 380 Newtonmeter
    bereit. Damit kommt die knapp 1,6 Tonnen wiegende Limousine nach unseren
    Messungen aus dem Stand in 6,5 bis 7 Sekunden auf 100 km/h (je nach
    Fahrermentalität) und erreicht nach kurzem, von beeindruckendem Motortosen
    begleitetem Anlauf tatsächlich 242 km/h. Je nach Leistungsabruf sind
    zwischen 12,1 und 13,1 Liter teures Super Plus auf 100 Kilometer fällig,
    auch hier waltet der einstige Turbogeist. Der Tankinhalt von 60 Liter ist
    dafür eindeutig zu gering.


    In unmittelbarer Nachbarschaft der unter einer kräftig gewölbten Haube
    hockenden Kraftmaschine halten sich der mit variabler Momentenverteilung
    tätige Allradantrieb und ein neuentwickeltes, knackig und mit relativ hoher
    Kraft zu schaltendes Sechsganggetriebe (wirkt mitunter auch knochig) auf.
    Wie die Motorkraft zwischen Vorder- und Hinterräder verteilt wird, obliegt
    einer elektronischen Regeleinheit, die von etlichen Sensoren mit
    Informationen gefüttert wird. Das funktionierte bei unseren Fahrten prima,
    auch auf rutschigem Untergrund waren ausreichende Mengen an Traktion
    vorhanden, natürlich ist dann aber ungeachtet der Anwesenheit vieler
    elektronischer Helferlein beim Bremsen und Kurvenfahren eine gewisse
    Vorsicht anzuraten. Bei trockenen Verhältnissen hockt der MPS wie ein
    Leguan auf der Straße, er scheint sich bei höherem Tempo zu spreizen, die
    Krallen auszufahren; die ebenso präzise wie schwergängig agierende Lenkung
    macht das Durcheilen von Kurven zu einem Vergnügen. Wenig Freude bereiten
    Federn und Dämpfer. So sie denn überhaupt eingreifen, sehen sie ihre
    Hauptaufgabe wohl im Martern des Fahrers und im Liefern sicherer
    Fahreigenschaften. Kompromisse kennt das Fahrwerk nicht. Schwierigkeiten
    kann den MPS-Novizen die Kupplung bieten, deren Druckpunkt etwa so breit
    ist wie die Schneide eines Samurai-Schwerts und deren Betätigung die Waden
    eines Sumoringers fordert.


    Die Architektur des gesamten umbauten Volumens entspricht jener der
    zivileren Mazda6-Versionen. Das ergibt guten Raum für vier (bis fünf)
    Figuren, einen fein definierten Arbeitsplatz für den Fahrer und genügend
    Platz für Gepäck. MPS-typisch sind die gut konturierten Ledersessel, der
    harte, deshalb sympathische Lederkranz des Volants und die mit zu grellem
    Rot unterlegten Instrumente. Das Bose-Sound-System drängt tatsächlich die
    Motor- und die nicht unerheblichen Windgeräusche in den Hintergrund.


    Für Enthusiasten ist der Mazda6 MPS das richtige Fluchtfahrzeug vor der
    Dominanz der Drehmoment-Diesel. Mehr Suchtmittel auf vier Rädern gibt es
    für weniger Geld nirgendwo.

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